Shortlist SCHWEIZER BUCHPREIS 2021
Thomas Duarte
Was der Fall ist
Hardcover, mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-03925-016-5
Seiten 301
Erschienen 31. August 2021
€ 27.80 / Fr. 32.00
Ein Mann erscheint mitten in der Nacht auf einem Polizeiposten und erzählt, wie sein bislang eintöniges Leben aus den Fugen geraten ist. Jahrzehntelang hat er für einen wohltätigen Verein gearbeitet, jetzt wird er plötzlich wegen Unregelmässigkeiten bei der Geldvergabe verdächtigt. Und nicht nur das: Im Hinterzimmer seines Büros, in dem er zeitweise selbst hauste, lässt er neuerdings die illegal arbeitende Putzfrau Mira wohnen. In seinem wahnwitzigen Bericht, dessen Charme und Menschlichkeit aber selbst den Polizisten nicht kaltlassen, entsteht das Portrait eines modernen Antihelden, der einen überraschend fröhlichen Nihilismus zum Besten gibt.
Thomas Duartes Debütroman ist ein skurriles Erzählfeuerwerk, eine melancholisch-humoristische Poetik des Scheiterns. Er wird bevölkert von kauzigen Figuren, die auf vielfältige Weise die Absurdität der Lebens- und Arbeitsbedingungen in unserer kapitalistischen Leistungsgesellschaft spiegeln.
Der Roman wurde 2020 mit dem Studer/Ganz-Preis für das beste unveröffentlichte Debütmanuskript ausgezeichnet (-> Laudatio). 2021 war er für den Schweizer Buchpreis nominiert (-> Laudatio). 2022 erhielt er den Literaturpreis des Kantons Bern.
Pressestimmen
Duartes Debüt ist ein hoch ironisch gebrochener Existenzialkrimi. Ein hintersinnig kluger und wunderbar schräger Roman.— Alfred Schlienger, Schweiz am Wochenende
Mit Leichtigkeit, Hintersinn und Humor macht Duarte das Erzählen selbst zum Thema. (…) Er dreht und wendet Annahmen, was sinnvoll und was sinnlos, was erstrebenswert und was gescheitert ist, auf raffinierte Weise hin und her. Dasselbe tut er mit dem Bild seiner Protagonisten. Am Schluss erscheint der Erzähler als Betrüger, die Putzfrau als Lebenskünstlerin und der Polizist eher als Hüter der Nacht denn des Gesetzes.— Martina Läubli, NZZ am Sonntag
Raffiniert gebaut ist dieser Roman, präzise, schnörkellos geschrieben. Ihn bevölkern skurrile Figuren, die an absurden bürokratischen Abläufen leiden, die uns beim Weiterlesen nah und näher auf den Pelz rücken, bis sie uns schliesslich gar vertraut vorkommen. Duarte schafft eine dichte Atmosphäre, die ein wenig an Melvilles »Bartleby«, Monty Pythons »Sinn des Lebens« und Franz Kafka erinnern mag. Gegens Romanende sagt der Protagonist: »Ich schweige. Es ist das, was ich von Anfang an hätte tun sollen.« Zum Glück hat er nicht geschwiegen, zum Glück hat Thomas Duarte diesen grossartigen Roman geschrieben.— Raphael Zehnder, ProgrammZeitung
Ein subtiles, vielschichtiges Kammerspiel, das sich mit postmoderner Schwerelosigkeit moralischen Werturteilen entzieht und trotzdem hochaktuelle Bezüge zu unserer Gegenwart herstellt. Souverän beleuchtet das Buch die liberale Scheinheiligkeit im Lichte der zeitgeistigen Philanthropie und entlarvt ihre Sprachspiele, respektive Leerformeln, zu drängenden Themen wie Bürokratismus, Flucht oder Prekariat. Ohne Pathos verleiht der Autor damit seinen gesellschaftlich und psychisch an den Rand gedrängten Figuren eine autonome Stimme. Thomas Duarte hat uns mit »Was der Fall ist« einen virtuosen, eleganten, witzigen und sehr menschenfreundlichen Roman geschenkt.— Tommy Egger, Laudatio zur Nominierung für den Schweizer Buchpreis
Ich war selten so uninteressiert an einem Buch und dann so amüsiert und auch gepackt. Das hat eine Spannung, einen Drive, und ich habe es quasi in einem Zug gelesen.— Klara Obermüller
Duartes Debütroman überzeugt durch präzise, feine, verspielte Alltagseinsichten und lebensphilosophische Sprengsätze, die der Autor charmant platziert. Er schreibt über die Realität eines Hilfswerksangestellten, über hehre Werte wie Solidarität, über die Unmöglichkeit, Geschäftliches und Privates zu trennen, oder über die Unmöglichkeit, schuldlos zu leben.— Julian Schütt, Schweizer Radio und Fernsehen