Ibtisam Azem
Das Buch vom Verschwinden
Aus dem Arabischen von Joël László
ISBN 978-3-85787-839-8
Seiten 271
Erschienen 15. August 2023
€ 18.00 / Fr. 20.00
Was wäre, wenn um Mitternacht plötzlich die gesamte palästinensische Bevölkerung Israels auf unerklärliche Weise verschwände, als ob sie von Ausserirdischen entführt worden wäre?
Ariel, der Journalist, und Alaa, der Freelance-Kameramann, leben im selben Wohnhaus in Tel Aviv. Beide sind sie Israelis, Ariel jüdischer und Alaa palästinensischer Herkunft, beide lieben ihre Heimatstadt, in der sie aufwuchsen und Freunde geworden sind. Eines Morgens sind im ganzen Land die Palästinenserinnen und Palästinenser verschwunden. Der gesellschaftliche Verlust ist sofort spürbar, die Verwirrung riesengross. Es fahren keine Busse mehr, im Spital fehlen Ärzte, der beste Hummusladen bleibt geschlossen. Handelt es sich um einen Generalstreik, einen geplanten Angriff? Oder gar um ein Wunder Gottes zur Rettung Israels? Auf der Suche nach Alaa findet Ariel in dessen Wohnung ein rotes Notizbuch, die Lebensgeschichte von Alaas Grossmutter. Er nimmt sich vor, die Aufzeichnungen ins Hebräische zu übertragen und eine Chronik der Zeit vor dem Verschwinden zu verfassen.
Ibtisam Azem gelingt ein eindrückliches, originelles Plädoyer wider das Vergessen und für ein friedliches Zusammenleben.
Pressestimmen
Alle Palästinenser, plötzlich verschwunden? Ibtisam Azem wagt ein verrücktes Gedankenexperiment. Und liefert damit einen erstaunlichen Kommentar zur Lage in Israel.— Moritz Baumstieger, Süddeutsche Zeitung
In Israel sind die Palästinenser gezwungen, ihr Gedächtnis zu verleugnen, sie haben dort keine Zukunft – und eines Tages verschwinden sie. Dieses unerhörte Geschehen steht im Zentrum des Romans und gibt ihm nicht nur seinen Titel, sondern auch seinen tiefsten Sinn.— Jakob Hessing, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ibtisam Azem beherrscht nicht nur die bitter-surreale Satire der Auflösung des eigenen Volks, auch sanftere Töne gelingen. … Es gelingt ihr auch literarisch überzeugend, die Geschichte und Gegenwart des oft ausweglos erscheinenden aktuellen Konflikts in beeindruckend vielen Facetten darzustellen.— Hans-Peter Kunisch, Westdeutscher Rundfunk
Azem zeichnet in kleinen Episoden eine Gesellschaft, in der jüdischstämmige und arabischstämmige Israelis wenig voneinander wissen. … Ihr Roman ist ein Mosaik aus Reflexionen, eine Einladung zum Dialog.— Rolf Brockschmidt, Der Tagesspiegel
In ihrem Roman trifft Ibtisam Azem unseren Nerv mit einer Fiktion, die ebenso fasziniert wie bewegt und die die moralische Kehrtwende aufzeigt, zu der Menschen fähig sind, wenn sie mit dem Unerklärlichen konfrontiert werden.— Marcia Lynx Qualey, Qantara.de
Mit einem ungeheuren Anspielungsreichtum … entfaltet Ibtisam Azem ein Panorama der mentalen Verfasstheit ihres Landes und bringt es in der Geschichte des jüdisch-palästinensischen Freundespaars auf den Punkt.— Martin Schönemann, literaturkritik.de
Der Autorin gelingt ein seltenes, auch sprachlich vielschichtiges Leseerlebnis.— Hendryk Proske, Mitteldeutscher Rundfunk
Ibtisam Azem trifft einen wunden Punkt in der Geschichte und Gegenwart Israels. Selbst 75 Jahre nach der Gründung des heute modernen und prosperierenden Staats ist das Zusammenleben zwischen arabischer und jüdischer Bevölkerung von der schweren Hypothek belastet, den jeweils anderen nicht wirklich zu kennen. Ein bewegender Roman, den man nach der letzten Seite nicht so einfach beiseitelegt.— Katja Dorothea Buch, Schneller-Magazin
Ibtisam Azem erfindet in ihrem Roman ein hochpolitisches Szenario, von dem ausgehend sie über Vergangenheit und Zukunft Israels nachdenkt. Wer in dieser Gesellschaft ist sichtbar, wer unsichtbar? Welche kleineren Formen des Rückzugs, Verschwindens lassen sich historisch belegen? Und wie kann die Zukunft des Landes aussehen?— Marie Schoeß, Bayerischer Rundfunk
Fast zehn Jahre hat das deutsche Lesepublikum auf die Übersetzung dieses geistreichen Buches warten müssen. An Aktualität hat Azems Roman derweil nichts eingebüsst.— Ruben Schenzle, zenith
Die surreale Satire entwirft ein hochpolitisches Szenario und gewinnt durch den Hamas-Angriff und den Gazakrieg noch mehr Brisanz.— Alexander Sury, Der Bund