LENOS
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Lenos Verlag
Florianne Koechlin
verwoben & verFlochten
Was Mikroben, Tiere und Pī˜Ÿanzen eint
und wie sie uns ernƤhren
Erste Auflage 2024
Copyright Ā© 2024 by Lenos Verlag, Basel
Alle Rechte vorbehalten
Satz und Gestaltung: Lenos Verlag, Basel
Umschlag: ī˜Ÿomas Dinner, Basel
Umschlagbild: Florianne Koechlin
Printed in Germany
ISBN 978 3 03925 037 0
www.lenos.ch
Mein Dank geht an Franziska Laur, die meine Texte redigiert und das
Kapitel XIV geschrieben hat. Auch Hansjƶrg Stalder mƶchte ich fĆ¼r seine
grosse Hilfe danken, ebenso wie GĆ¼nter Spaar.
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inhalt
Worum es hier geht 9
MIKROBENGEMEINSCHAFTEN
I. StreifzĆ¼ge durch Mikrobiome 13
Mikrobiome verbinden die Welt, sie verbinden alles Leben. Das sagt
Gabriele Berg, Forscherin am Leibniz-Institut in Potsdam und Professorin
an der Technischen UniversitƤt Graz.
DIE PFLANZEN
II. Forschung in den Eichenkronen 27
Nicole van Dam vom Deutschen Zentrum fĆ¼r integrative BiodiversitƤts-
forschung (iDiv) in Leipzig erforscht mit ihrem Team, wie alte Eichen
miteinander und mit ihren VerbĆ¼ndeten kommunizieren.
III. Die Dialekte des WĆ¼stensalbeis 43
Patrick Grof-Tisza von der UniversitƤt Neuenburg erforscht, wie der
WĆ¼stensalbei erkennt, wer neben ihm wƤchst, und er sagt, es gebe viele
unterschiedliche WĆ¼stensalbei-Dialekte.
IV. Am Puls der BƤume 53
Ernst ZĆ¼rcher, emeritierter Professor an der Berner Fachhochschule, ist
Ć¼berzeugt, dass BƤume mondfĆ¼hlig sind.
DIE TIERE
V. Wann fĆ¼hlt sich eine Forelle wohl? 69
Fische spĆ¼ren Schmerzen, kennen ihre Artgenossen, spielen. Sie sind keine
gefĆ¼hllosen Automaten. Trotzdem spielt das Fischwohl bei der Haltung und
beim Fischfang keine Rolle. Das will Billo Heinzpeter Studer, GrĆ¼nder des
Vereins fair-ī˜žsh, Ƥndern.
VI. Die Sprache der KĆ¼he verstehen 77
Wer die Kƶrpersprache von KĆ¼hen versteht, erspart allen viel Stress, sagt
Philipp Wenz, Experte fĆ¼r die Low-Stress-Stockmanship-Methode.
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VII. Mutige Ameisen, faule Ameisen, innovative
Ameisen 85
Die russische Ameisenforscherin Olga Bogatyreva untersuchte das
individuelle Verhalten einzelner Ameisen. Sie sagt, das Ƥndere auch die
Sicht, wie wir auf das Leben schauen.
ALLE ZUSAMMEN
VIII. Ā»Wir alle sind wandelnde Gemeinschaften von
BakterienĀ« ā€“ Hommage an Lynn Margulis 103
Margaret McFall-Ngai, die am Caltech in Kalifornien zu Symbiosen
forscht, kannte die Pionierin Lynn Margulis und erzƤhlt von deren
bahnbrechenden neuen Einsichten zu Symbiosen und der Bedeutung der
mikrobiellen Welt.
DIE MITTE
IX. Ein Spaziergang im Regen 118
Warum Totholz fĆ¼r den ganzen Wald von grosser Bedeutung ist und andere
Gedanken wƤhrend eines Regenspaziergangs. Auch wie es weitergehen soll.
VIELFALT IM SƜDEN
X. Die weltweit grƶsste Umstellung auf bio und Vielfalt ā€“
made in India 127
Vijay Kumar ī˜allam erzƤhlt, wie Natural Farming im indischen Andhra
Pradesh bereits Hunderttausende Bauern und BƤuerinnen aus ihrer
AbhƤngigkeit befreit hat und wie sie nun auf Vielfalt, gesunden Boden und
den Verzicht auf Chemikalien setzen.
XI. Die Drei Schwestern Mais, Bohne und KĆ¼rbis 141
Seit mehr als 2000 Jahren wird die Drei-Schwestern-Mischkultur in
Zentral- und SĆ¼damerika angebaut. Patrick Grof-Tisza von der UniversitƤt
Neuenburg erforscht, warum sie so erfolgreich ist.
XII. Fingerhirse und Pferdebohne 151
Navdanya bedeutet Ā»neun SamenĀ« auf Hindi. So heisst die Bewegung zur
Erhaltung von einheimischem Saatgut ā€“ sie ist das Lebenswerk der
bekannten indischen Umweltaktivistin Vandana Shiva.
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VIELFALT IM NORDEN
XIII. Der Duft des Roten Mƶnchaltorfer Brotes 165
Der BƤcker ī˜omas Wiesmann stellt unglaublich gute Brote her und benutzt
dazu eine Vielfalt von Getreidekƶrnern.
XIV. Alles dreht sich um die Humusschicht 173
Der Bauer Matthias Hollenstein und sein Team vom Hof SlowGrow setzen
auf BiodiversitƤt und den Aufbau der Humusschicht. Ihre Praktiken gehen
weit Ć¼ber Bio- und Demeter-Richtlinien hinaus. Und sie rentieren.
XV. Warum sind Mischkulturen ertragreicher und
robuster? 179
Christian Schƶb von der spanischen UniversitƤt Rey Juan Carlos untersucht
auf kleinen Feldern, warum Mischkulturen so ertragreich und resilient sind.
XVI. Weltweit 20 bis 30 Prozent mehr Ertrag dank
Mischkulturen 189
Wopke van der Werf von der UniversitƤt Wageningen kennt in China viele
grossī˜ŸĆ¤chige Streifenkulturen und ist Spezialist fĆ¼r Metastudien zu
Mischkulturen.
XVII. Ā»Monokulturen sind eine unglaubliche
LandverschwendungĀ« 199
Das sagt die Forscherin Maria Finckh von der UniversitƤt Kassel und
betont, dass auch die Biolandwirtschaft vielfƤltiger und artenreicher werden
mĆ¼sse.
XVIII. Erbse, Gerste und Spitzwegerich 207
Monika Messmer vom Forschungsinstitut fĆ¼r biologischen Landbau (FiBL)
in Frick ist Ć¼berzeugt, dass Mischkulturen mit HĆ¼lsenfrĆ¼chten wie Erbsen
oder Bohnen zukunftsweisend sind ā€“ auch weil HĆ¼lsenfrĆ¼chte viel Protein
enthalten und dazu beitragen kƶnnen, unseren Fleischkonsum zu
reduzieren.
XIX. Damit die Zwei Schwestern Mais und Bohne wieder
zusammenī˜žnden 215
Eva Zand von der GemĆ¼sezĆ¼chtung Sativa Rheinau zĆ¼chtet Mais und
Bohnen mit dem Ziel, dass sie zusammen wachsen kƶnnen.
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DIE DIGITALE LANDWIRTSCHAFT
XX. Mister Ackerbau und die Roboter und Drohnen 223
Hansueli Dierauer vom Forschungsinstitut fĆ¼r biologischen Landbau (FiBL)
sagt, wo heute schon digital gesteuerte Maschinen eingesetzt werden ā€“ und
wo nicht.
XXI. Wer kontrolliert unser Essen? 231
Pat Roy Mooney, TrƤger des Alternativen Nobelpreises, warnt vor der
digitalen Kontrolle der Landwirtschaft durch ein paar wenige Big-Data-
Giganten.
EIN TRƖSTLICHER SCHLUSS
XXII. Tod ā€“ unser tƤglich Brot 242
Die Ausstellung Tod ā€“ unser tƤglich Brot des KĆ¼nstlerpaars Gerda Steiner
& Jƶrg Lenzlinger ist ein ernstes, witziges und magisches Durcheinander,
vereint zu einem Gesamtkunstwerk ā€“ und es fĆ¼hrt alles zusammen: Leben
und Sterben, Zerfall und Wachstum, Brot und Tod.
verwoben & verī˜ochten 251
Anmerkungen, weitere Beispiele, ErgƤnzungen 253
BĆ¼cher zum ī˜Ÿema 275
Referenzen 279
Bildnachweis 288
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worum es hier geht
Unter dem Boden pulsiert eine phantastische Vielfalt
kleinster Lebewesen. Sie ermƶglichen das Ɯberleben von
Pī˜anzen ā€“ und von Tieren und Menschen. Mikroben waren
ein paar Milliarden Jahren auf der Erde, bevor irgendein an-
deres Lebewesen auftauchte. Sie haben fast alles Ā»erfundenĀ«,
was das Leben ausmacht, und sie sind mit uns auf das kom-
plexeste verwoben. Dabei sind Kooperation und Konkur-
renz oft nicht unterscheidbar, ein Netz von Beziehungen,
das sich stƤndig verƤndert. Ohne die Mikrobenwelt gƤbe es
uns nicht. So einfach ist das.
Und wie kommunizieren alte, 40 Meter hohe Eichen in
ihren Wipfeln? Mit welchen Duftstoī˜œen warnen sie ihres-
gleichen, locken sie Vƶgel an oder koordinieren ihr Verhal-
ten? Sind BƤume gar mondfĆ¼hlig?
Ameisen wiederum sind keine kleinen Automaten, die
vom ganzen Ameisenhaufen oder von einer Ā»Schwarmintel-
ligenzĀ« irgendwie gelenkt werden. Es gibt mutige, faule,
innovative Ameisen, und das Funktionieren eines Ameisen-
haufens hƤngt von der Kommunikation untereinander und
von der Zusammenarbeit einzelner Ameisen ab. Und KĆ¼he
haben eine ausgeprƤgte Kƶrpersprache, die zu verstehen viel
Stress und Arbeit ersparen kann, fĆ¼r die KĆ¼he und fĆ¼r die
Bauern und BƤuerinnen.
Forscherinnen und Experten Ć¼ber die Schulter zu
schauen und wissenschaftliche Arbeiten zu lesen macht
Spass, denn es passieren unglaubliche Dinge, jede Woche
von neuem, und sie lassen uns die Welt anders sehen.
Doch was bringen diese neuen Erkenntnisse fĆ¼r unser
Essen, fĆ¼r eine zukunftsgerichtete Landwirtschaft? Ich habe
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viele Expertinnen und Experten befragt und immer die glei-
che Antwort erhalten: Eine NatĆ¼rliche (oder agrarƶkologi-
sche) Landwirtschaft, die auf Vielfalt, gesunde Bƶden und
soziale Netze setzt, kann die Menschheit ernƤhren. Ohne
synthetische Pestizide, KunstdĆ¼nger, ohne Agrogentechnik
und ohne neue AbhƤngigkeiten. Nicht nur im SĆ¼den, auch
im Norden. Denn weiter wie bisher ist keine Option.
Kƶnnen autonome Roboter, Drohnen und die Digitali-
sierung der Landwirtschaft zu mehr Vielfalt und gesunden
Bƶden fĆ¼hren? Oder treiben sie uns in eine noch grƶssere
AbhƤngigkeit von ein paar wenigen Agrokonzernen und
Big-Data-Giganten? Das ist nicht zuletzt eine eminent po-
litische Frage.
Am Schluss dieses Buches steht eine heitere Geschichte
Ć¼ber unser aller VergƤnglichkeit, ein Besuch in der Ausstel-
lung Tod ā€“ unser tƤglich Brot des KĆ¼nstlerpaars Gerda Stei-
ner & Jƶrg Lenzlinger.