9
Vorwort
Pļ¬anzen unterhalten lebhafte Beziehungen mit ihrer Um-
gebung; sie warnen sich gegenseitig mit Duftstoffen, locken
gezielt NĆ¼tzlinge an, koordinieren oft sogar ihr Verhalten.
Pļ¬anzen erinnern sich an vergangene Ereignisse und ler-
nen aus diesen Erfahrungen. Sie erkennen und protegieren
Verwandte, konkurrenzieren Fremde und bilden Allianzen.
Unter dem Boden bilden sie umfangreiche Netzsysteme aus
Wurzeln und Pilzen, Ć¼ber die sie NƤhrstoffe und sogar Infor-
mationen austauschen ā ein Ā»Internet der Pļ¬anzengemein-
schaftenĀ«, dessen Ausmasse sich noch nicht erahnen lassen.
Manche Forscher halten sie gar fĆ¼r intelligent.
Mich hat diese phantastische Welt der Pļ¬anzen in den
Bann gezogen; ich besuchte in den letzten zehn Jahren zahl-
reiche Forscherinnen und Wissenschaftler, BƤuerinnen und
Philosophen in ganz Europa, aber auch in Indien, Kenia
und Ćgypten. Schwatzhafte Tomate, wehrhafter Tabak ist ein
Fazit dieser zehn Jahre und enthƤlt Ć¼berarbeitete Ƥltere so-
wie neue Texte. Das wirklich Faszinierende ist, dass da Jahr
fĆ¼r Jahr ein neues, sehr viel komplexeres Bild der Pļ¬anzen-
welt entsteht. Ein Wissenschaftler meinte mir gegenĆ¼ber:
Je mehr wir forschen, desto mehr nimmt nicht etwa unser
Wissen, sondern vor allem unser Nichtwissen zu.
Was aber bringt dieses Wissen, dass Pļ¬anzen rege kom-
munizieren und hervorragende Networkerinnen sind? Zum
Beispiel fĆ¼r unsere ErnƤhrung? Denkbar wƤre eine Land-
wirtschaft, welche die stupenden FƤhigkeiten von Pļ¬anzen
besser ausnutzt, den Boden fruchtbar werden lƤsst, mit den