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Lenos Verlag
Sandrine Fabbri
Noras Mails
Erste Auflage 2012
Copyright © 2012 by Lenos Verlag, Basel
Alle Rechte vorbehalten
Satz und Gestaltung: Lenos Verlag, Basel
Umschlag: Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich
Fotos Umschlag und Seite 138: Shamir Yanay
Übrige Fotos: Sandrine Fabbri, Bearbeitung Yves Leresche
Printed in Germany
ISBN 978 3 85787 427 7
An Sibylle Berg
Ma chérie
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Tu nas jamais été aussi seul
Tu es couché, tu as froid et tu te demandes
Écoutant le corps, en pleine conscience, tu te demandes
Ce qui va venir
Juste après
Michel Houellebecq, Poésie
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Datum: Montag, 5. Januar 2004, 01:17
Betreff: Erser
Ma chérie
Als ich aufgewacht bin
Das war schon gestern
Hab ich Folgendes gedacht
Zum ersten Mal in meinem Leben
Hab ich Folgendes gedacht
Welcher Mann wird mich je erlösen
Ja
Ich sag
Erlösen und nicht retten
Du weisst
Saufen ficken saufen ficken saufen
Du kennst das Lied
Man muss doch das Leben geniessen
Solange man nicht verdorben ist
Aber diesen Morgen plötzlich dieses Gefühl
Ja gestern wieder zu viel
Zu viel Alkohol
Wozu
Da ich keinen Sex gehabt hab
No Sex Last Night
Dafür zu viel Alkohol
Dann dieser Gedanke
Fulminant
Eine Verkündigung
Man
Ein Mann
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Muss mich erlösen
Du denkst
Ich war noch besoffen
Vielleicht
Aber so war es
Diesen wichtigen erstaunlichen Gedanken
Hab ich sofort einem alten Freund als SMS geschickt
Kaum war die SMS gesendet
Hat es geklingelt
Also
Sonntagmorgen
Who the hell can it be
O.k.
So früh war es nicht mehr
Hatte aber noch nicht geduscht
Hab die Tür geöffnet
Und er stand da
Der Mann
Hinter einer Rose
Er
So rot wie die Rose
Ich wusste nicht
Was ich tun sollte
Ich war noch nicht geduscht
Musste bald weg mit einer Freundin
Ausstellung blabla Sonntag du weisst
Und der Mann war da
Mit seiner Rose
Möchtest du einen Kaffee
Hab ich ihn gefragt
9
Ach für einen Kaffee habe ich doch keine Zeit
Hab ich sofort hinzugefügt
Ach ja die Rose
Möchtest du reinkommen
Aber ich muss gleich weg
Der Erlöser
Der
Ich hatte ihn nur ein bisschen geküsst
Ein paar Tage zuvor
Ich war besoffen
Aber du
Er wohnt in Regensdorf oder Dübendorf
Weiss der Teufel wo
Brav so brav
Er hatte mich auf der Strasse gesehen
Und zu mir gesagt
Entschuldigung
Das mach ich sonst nie
Aber ich muss
Echt
Sie sind …
Soooooo schön
nnten wir einmal einen Kaffee
So nett so brav diese Zürcher
nnten wir einmal einen Kaffee
Warum nicht hab ich gesagt
Obwohl ich nie Kaffee trinke
Wie du weisst
Ich hab ihm meine Handynummer gegeben
Tage später
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Sassen wir zusammen
In diesem spanischen Restaurant mit Maschrabîja
Du findest es so gemütlich
Aus Langeweile
Hab ich sein Gesicht gestreichelt
Mein Bein rund um sein Bein
Seine Hand unter meinem Rock
In meinem Dekolleté
Es war
Sensuell
Nichts mehr
Einfach einen Moment geniessen
Dann bin ich allein nach Hause gegangen
Und jetzt steht er da
Der aus Regensdorf oder Dübendorf
Mit seiner Rose
Und ich muss weg
Er
Ist sicher nicht
Der Erlöser
Heute ist Sonntag
Ausstellung
Oper am Abend
Hab ich gesagt
Das macht nichts
Ich geh schon
Hat der Mann aus Regensdorf oder Dübendorf erwidert
Ich wollte dir einfach die Rose geben
Was kannst du dazu sagen
Danke und tschüss
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Also dann Ausstellung mit S.
Und S. sagte zu mir
Perfekt
Du gehst heute Abend in die Oper
Profitiere
Such dir dort einen, der über vierzig ist
Basta con i bambini
Such dir einen richtigen Mann
Sag mir wo die Männer sind
Die richtigen Männer
O.k. ich werde schauen
In der Oper war ich mit meinen schwulen Freunden
Zusammen haben wir auf die 40+ geglotzt
Meine Freunde waren mehr begeistert als ich
Und die Oper war zum Kotzen
Nicht das Werk, die Inszenierung
Obwohl von Klaus Michael Grüber
Ich habe ihn so geliebt
Il ritorno d’Ulisse in patria
Arme Penelope
Wieso wartet sie so brav auf ihren (?) Ulisse
Auf Ulisse wollte ich nicht mehr warten
Ich bin in der Pause weggegangen
Hab die 40+ bei Penelope gelassen
Einen Servela im Vorderen Sternen gegessen
Und bin dann in die Labor-Bar gegangen
Am Sonntag ist Schwulenabend
Du sagst
Nicht das Beste
Den Erlöser zu finden

Sandrine Fabbri
Noras Mails


Hardcover, mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-85787-427-7
Seiten 272
Erschienen September 2012
€ 25.00 / Fr. 29.00

Nora liebt die Männer. In Zürich taucht sie ins exjugoslawische Milieu ein, in Paris treibt sie sich in zwielichtigen Bars herum. Ihrer Freundin schickt sie regelmässig Mails, in denen sie von ihrem Leben erzählt, von ausschweifenden Abenden, ihren Liebhabern für eine Nacht, dem tragischen Tod ihres Freundes, des Schriftstellers Guillaume Dustan. Aber Nora beobachtet auch die Gesellschaft, die sie umgibt, sie erlaubt sich spitzzüngige Kommentare und entwirft ein Bild ihrer Welt, die aus dem Tritt geraten ist. Hin- und hergerissen zwischen Selbstironie und Verzweiflung, versucht sie zu überleben und ihrer Angst durch Schreiben, Sex und Wodka zu entkommen.

Sandrine Fabbri, deren aus dem Französischen übersetzter Roman Dieses endlose Schweigen 2011 im Lenos Verlag erschien, schreibt hier erstmals in deutscher Sprache.

Pressestimmen

Ein wilder Ritt durch die Abgründe einer weidwunden Seele.
— Neue Zürcher Zeitung
Texte, die immer direkt zum Punkt kommen.
— 20 Minuten

Ausserdem lieferbar