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locker, er schlägt Krallen in die Luft, reisst seinen Mund
weit auf und verdreht die weissen Augen – vielleicht ein
Tiger oder ein Löwe, denkt Chahine, schwer zu sagen,
jetzt jedenfalls ein Ae: Der Page schwingt die langen
Arme hin und her und springt in Zimmer 324 auf und
ab, was zwar ziemlich eindrucksvoll wirkt, aber auch
ebenso fehl am Platz. Chahine ist erleichtert, als sich die
Zimmertür hinter dem Hotelangestellten schliesst, auch
wenn der wirklich sein Bestes gegeben hat. Es ist doch
ein Kreuz mit den Fremdsprachen, denkt der Page, als
er sich zurück auf seinen Posten begibt, und genau das-
selbe denkt auch Chahine, als er sich auf sein Bett setzt.
Seinen Mantel hat er immer noch nicht abgelegt. Ne-
ben ihm liegen ein Koer, den er noch nicht aufklappen
will, und ein Handy, das dringend aufgeladen werden
müsste. Sein Blick wandert durch den Raum; er kennt
dieses Zimmer, es sieht genauso aus wie so viele andere
auch, an anderen Orten. Ein wenig grösser als nötig,
gerade so viel, um einen Hauch von Luxus zu suggerie-
ren. Der mit unbedingt rot-goldenem Sto überzogene
Sessel, das Bild an der Wand, dessen Motiv Chahine im
Helldunkel des Raums nicht richtig erkennen kann.
Draussen heben sich die Umrisse der Schirmkie-
fern ab, die das Geecht der imposanten Metallstruk-
tur überragen. Die Halbkugel ist über zwanzig Meter
hoch, ein Monument aus Luft und Linien aus Stahl, aus
fast gleichseitigen Dreiecken, die zur Spitze hin immer
kleiner werden. Ja, ein geometrisches Wunder, das jetzt
noch schöner aussieht, da die Streben im Morgenlicht
erglänzen, die ersten Sonnenstrahlen der Halbkugel