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ich in seinem Förderantrag alles über diese Birken gele-
sen. Dass es ihm nicht um Birken als solche ging, dass
Birken Platzhalter, Gefässe, Symbole, Metaphern, Iko-
nen, Projektionsächen, Utopien, Phantasien des Pasto-
ralen, was weiss ich, sein könnten. Auf keinen Fall nur
schöne Bäume. Schönheit ist für Idioten.
»Wieso nicht?«, hatte er geantwortet, und seine Kiefer-
knochen mahlten, als hätte er Drogen konsumiert, viel-
leicht waren es auch nur die Nerven, die ich ihn kostete.
Er wusste nicht, dass ich sein Stipendium bezahlt hatte,
ohne das diese Birken, die verschlungenen, die äugenden,
die leuchtenden, die gelben, die blauen, die genitalienför-
migen, wohl nicht zustande gekommen wären. Mir allein
und meinem Kontakt zur Galeristin hatte dieser Pinkel
es zu verdanken, dass seine Werke in diesem Moment
für mehrere Hunderttausend Franken verkauft wurden.
Trotz seiner ruppigen Antwort hielt meine Maske per-
fekt, ich kicherte wie ein Schulmädchen, tastete aus lau-
ter Verlegenheit mein Haar ab, als wüsste ich nicht, wo
ich selbst ende oder beginne. Und ob überhaupt.
Dann trübte Nebel meine Sicht. »Raucht da jemand?«,
fragte ich, wohl ahnend, dass diese Rauchschwade meine
eigene war. Der Künstler hatte sich bereits von mir ent-
fernt, unerreichbar, wie es sich gehört.
Ein Schildkrötengesicht, irgendein milliardenschwerer
Industrieller vom Zürcher Rotary Club, dessen Name
mir entfallen war, redete auf ihn ein. Mein Glas umklam-
mernd, kicherte ich in die Leere vor mir. Über mir und
durch mich hindurch Wellen aus Gemurmel und Ge-